Wie ich mich an einem heißen Nachmittag über dem Hafen von Marseille erinnere.
Es war ein Tag, der nach Stille verlangte. Eine Hitze, die sich wie eine Erinnerung in die Haut brannte. Ich brachte es nicht übers Herz zu kochen, nur zu komponieren. Der Steintisch auf der Terrasse fühlte sich kühl an, und der Schatten des Olivenbaums flackerte auf meinem Weinglas.
Ich öffnete ein Glas Kichererbsen – nicht aus Faulheit, sondern aus praktischen Gründen. Getrocknete Kichererbsen sind natürlich ideal, wenn man die Zeit hat, sie langsam weich zu kochen. Aber heute war ein Tag für Einfachheit.
In eine weite Schüssel kamen sie: etwa zwei Tassen voll, goldgelb, der Duft ihrer Lake hing noch leicht daran. Ich dachte an die Konsistenz, an den stillen Genuss des Bisses, und gab deshalb eine halbe, grob gehackte Gurke hinzu, deren kühles, grünes Fruchtfleisch wie Balsam gegen die Sonne wirkte.
Dann kamen die Tomaten – süß, fest, die Sorte, die beim Anschneiden leicht aufplatzt. Eine Handvoll, geviertelt. Als Nächstes kam eine rote Zwiebel, fein geschnitten mit der Zartheit eines respektierten, aber nicht ganz vertrauenswürdigen Guts. Nur wenig; zu viel und es ist zu viel.
Dazu die Frische der Kräuter. Petersilie, üppig und glattblättrig, und Minze, die mich stets an die Gärten Nordafrikas, die Stille gefliester Innenhöfe denken lässt. Grob gehackt, wie ein nachträglicher Gedanke, der von tiefer Bedeutung ist.
Das Dressing ist eigentlich kein Dressing. Es ist ein Gefühl, das man instinktiv empfindet. Olivenöl natürlich – echtes, frisches Olivenöl, herb und vollmundig im Geschmack, ein, zwei Löffel… und noch etwas mehr. Ein Spritzer Zitrone, spritzig und lebendig. Salz… immer Fleur de Sel aus der Ägäis. Pfeffer, ja, aber eher ein Hauch als ein lauter Schrei.
Ich habe alles mit den Händen vermischt, weil Holzlöffeln die Intimität vermissen lassen und weil der Duft von Minze und Zitrone an meinen Fingern länger anhielt als der Salat selbst.
Es vergingen zehn Minuten, vielleicht auch fünfzehn, während ich zusah, wie der Himmel verblasste. Und als ich aß, ein Stück Brot vom Laib gerissen und ein Glas Weißwein getrunken, der etwas warm geworden war, spürte ich, wie so oft, dass das Leben wirklich sehr schön sein könnte – wenn wir es nur einfach hielten.